Die Schönheit und Ruhe der Chin-Berge ist ein Trugbild.

Myanmar - Der Anbau von Schlafmohn (Opium) ist in Myanmar weit verbreitet, insbesondere in der Region, in der wir tätig sind. Ein Einblick in eine kaum bekannte Realität.

Meist stehen Kolumbien, Mexiko und Afghanistan im Fokus, wenn es um den Anbau und Handel von Drogen geht. Myanmar hingegen macht keine grossen Schlagzeilen, obwohl das Land nach Afghanistan weltweit der zweit grösste Opiumproduzent ist. Die Drogenbarone des Goldenen Dreiecks Khun Sa, der so genannte „Prinz des Wohlstandes“ und Lo Hsing Han hatten keinen Grund, Pablo Escobar um sein Kartell in Medellìn, Kolumbien, zu beneiden. Diese Zeiten sind zwar definitiv vorbei, aber die Produktion geht weiter.

Schwindelerregende Zahlen

Internationaler Druck und die Wahl von Aung San Suu Kyi 2015 haben zu einer erheblichen Reduktion der Opiumanbauflächen in Myanmar geführt. Die Zahlen bleiben dennoch eindrücklich. Gemäss dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechenbekämpfung (UNODC) waren 2019 33 100 ha Land (mehr als die Fläche des Kantons Schaffhausen) für den Opiumanbau bestimmt. Dies sind 40 % weniger als 2015. Jüngsten Schätzungen zufolge generiert der Opiumexport auch heute noch rund 1 Milliarde US- Dollar, ohne Berücksichtigung des lokalen Konsums, der auf 290 Millionen US-Dollar geschätzt wird.

Einfacher Anbau

Die geringe Fruchtbarkeit des Bodens, die wirtschaftliche Verletzlichkeit der in den Rand­gebieten des Landes lebenden ethnischen Minderheiten und in einigen Fällen bewaffnete Konflikte führten unweigerlich dazu, dass der Opiumanbau so verlockend bleibt. Es handelt sich um die perfekte Pflanze mit einem beträchtlichen Einkommen, da sie weitaus rentabler und einfacher anzubauen und zu transportieren ist als andere Produkte wie Reis, Tee oder Kaffee. Zudem ist es einfacher, die Anbauflächen in den Bergen zu verstecken. Dazu kommt noch, dass die lokalen Behörden kaum eingreifen, da sie nicht mit der lokalen Bevölkerung auf Kriegsfuss stehen wollen. Die Kor­ruption ist das letzte Mittel in dieser verzwickten Situation.

Alternativen anbieten

Den LandwirtInnen müssen glaubwürdige Alternativen an­­geboten werden, damit sie sich von diesem düsteren und illegalen Markt befreien können. Unser Koordinationsteam vor Ort führt derzeit eine Studie in Tonzang zur Bestimmung der besten Optionen durch. Es scheint, dass die Einführung einer effizienten landwirtschaftlichen Bewässerung und die Terrassierung der Felder neue Optionen eröffnen und gleichzeitig die Praxis der Brandrodungsfeldbau reduzieren könnte. Ein Pilotprojekt wird voraussichtlich 2021 gestartet.

Xavier Mühlethaler

Übersetzt von Isabelle Suremann