Alle SchülerInnen und Lehrer versammeln sich vor der Schule.

Madagaskar - In den abgelegenen Dörfern ist der Zugang zum Schulunterricht immer noch eine Herausforderung. Trotz unserer Intervention vor acht Jahren in Ambohimiadana müssen die LehrerInnen weiterhin kämpfen.

Bei meiner Ankunft stehen 75 SchülerInnen in Reih und Glied mit ihren vier Lehrkräften auf dem Pausenplatz. Sie folgen der üblichen Begrüssungszeremonie, bevor sie schnell in die Klassenzimmer verschwinden. Niemand hat Lust, draussen zu bleiben. Die Räume sind zwar nicht beheizt, schützen aber vor dem Wetter: Wind, Nebel und Kälte. „Willkommen in der Bergprimarschule von Ambohimiadana auf 2’063 Metern Höhe“, sagt der Schulleiter.

Hartnäckige Herausforderungen

Seit der Eröffnung der Schule haben sich die Herausforderungen immer weiter angehäuft. Das macht sich bei der Schülerzahl bemerkbar, die zwischen 70 und 110 Schülern schwankt. Das erste Problem: Die Einwohner sind es nicht gewohnt, ihre Kinder einzuschulen. Die Lehrkräfte und der Vorstand der Elternvereinigung müssen in Kreativität wetteifern, um die Eltern, die nie eine Schule in ihrem ganzen Leben betreten haben, zu sensibilisieren und vor allem zu überzeugen. Sie erklären ihnen den Nutzen eines regelmässigen und häufigen Schulbesuchs. Ihr guter Wille stösst jedoch häufig auf eine äusserst prekäre wirtschaftliche Situation. Die Eltern sind auf jede Hand angewiesen. Sie sind meistens Köhler, eine besonders gefährdete Schicht der Gesellschaft.

Staat, wo bist du?

Das Fehlen einer konkreten Beteiligung des Staates kommt zu den Schwierigkeiten der Lehrer hinzu und verlangsamt die Entfaltung der Wirkungen. Trotz dem ständigen Lehrermangel gibt es seit dem letzten Jahr endlich vier Lehrer. Aber nur einer wird vom Staat finanziell übernommen! Die anderen müssen sich auf die Beiträge der Eltern verlassen. Diese sind dementsprechend ungewöhnlich hoch. Diese Herausforderung wird noch dadurch verstärkt, dass sich die Lehreranwärter nicht gerade darum reissen, an diese Schule am Ende der Welt zu kommen.

Ein unerschütterlicher Wille

Trotz all dieser Herausforderungen hält der Vorstand der Elternvereinigung an der Schule fest und hält deren Betrieb aufrecht. Die Lehrkräfte sind besonders mutig. Alle wollen an die positiven Auswirkungen der Einschulung glauben. Sie wollen auch die fünf Klassenzimmer und die Toiletten, die mit Unterstützung von Nouvelle Planète gebaut wurden, bestmöglich nutzen. Die Lehrer erzählen mir mit Freude von den Erfolgsgeschichten ehemaliger SchülerInnen. Einige von ihnen haben es vor kurzem geschafft, am Gymnasium in der Stadt Antsirabé angenommen zu werden. Diese Erfolge spornen sie an. Auch mein Besuch ermutigt sie. Vor allem aber ermöglicht er es, den Verantwortlichen des regionalen Bildungswesens unsere und ihre Bedürfnisse zu übermitteln. Bei meiner Abreise bricht endlich die Sonne durch den Nebel: ein Zeichen der Hoffnung?

Xavier Mühlethaler

Übersetzt von Britta Buxmann