Eine Dorfbewohnerin von Gasige vor ihrer neuen Latrine.

Madagaskar - In Gasige verrichten die Bewohner ihr Geschäft im Freien. Wie lässt sich ihr riskantes Verhalten ändern? Ein wenig populäres Thema, welches aber notwendigerweise angegangen werden muss.

Ritualartig verschwanden die Bewohner von Gasige jeden Morgen diskret in die Natur, um ihre Notdurft zu verrichten. 60% von ihnen verrichteten ihr Geschäft im Freien. Diese Gewohnheit ist nicht unerheblich, weil sie die Verbreitung von Krankheiten fördert. Fäkalien verteilen sich durch den Regen leicht in die Umwelt und gelangen so ins Oberflächen- oder sogar ins Grundwasser. Die WHO schätzt die Darmentleerung im Freien als Hauptgrund für Todesfälle durch Durchfallerkrankungen ein.

Um auf diese Situation zu reagieren, haben wir eine Entscheidung getroffen: Während wir auf das Ersuchen der Dorfbewohner nach Trinkwasserversorgung eingehen, schlagen wir ihnen gleichzeitig im Gegenzug einen der Hygiene gewidmeten Bereich vor. Ein herausforderndes Arbeitsgebiet, da das Ändern von Gewohnheiten und das Dekonstruieren von gewissen Überzeugungen Zeit braucht.

Zielgruppen einbeziehen

Wissen, ist gut, aber Handeln ist besser! Auf unseren Aufruf an die Bewohner von Gasige haben 71 Familien reagiert. Wir boten an, ihnen eine Betonplatte zu stellen, wenn sie die entsprechende Klärgrube gegraben und ein Häuschen gemäss Empfehlungen errichtet hatten.

Dieser Ansatz in Form von Unterstützung hatte zum Zweck, sie in Bezug auf die Vorgehensweise und die Instandhaltung in die Verantwortung zu nehmen. Die Familien verfügen jetzt über eine gute Latrine und einen Kanister, damit sich jeder die Hände waschen kann. Die Rate der vorhandenen Latrinen im Dorf ist von 35% auf 72% angestiegen, knapp unterhalb des Zielwerts von 80%.

Zwei Herausforderungen

Die Anzahl der freiwillig mitarbeitenden Familien ist entgegen der Voraussage gesunken, dies aufgrund der Wirtschaftskrise ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Für sie war es nicht mehr möglich, Zeit und Geld in die Verwirklichung von Latrinen zu investieren. Es hatte schlicht und einfach keine Priorität. Hinzu kommt, dass ein Teil der Dorfbevölkerung den Antandroy angehört. Unter ihnen sind viele der Veränderung von Verhaltensweisen gegenüber zögerlich, dies aus Gründen des kulturellen Erbes.

Trotz dieser Herausforderungen sind die Signale ermutigend. Anlässlich eines unangekündigten Besuchs konnte unser lokales Koordinationsteam feststellen, dass die Familien ihre Latrinen benützen und dazu Sorge tragen. Jetzt müssen nur noch die anderen überzeugt werden, sich der Bewegung anzuschliessen.

Xavier Mühlethaler

Übersetzt von Aline Tantscher